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14. bis 20. Juni 2013 – Einsatz beim Elbehochwasser

14. bis 20. Juni 2013 – Einsatz beim Elbehochwasser

In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni wurde im Bereich Stendal (Sachsen-Anhalt) ein 80 cm breiter Riss im westlichen Elbdeich entdeckt. Zudem waren zwei Notdeiche gebrochen, sodass der Krisenstab des Landes Sachsen-Anhalt länderübergreifende Hilfe aus Schleswig-Holstein anforderte. Durch das Schleswig-Holsteinische Innenministerium wurden die Feuerwehrbereitschaften der Kreise Dithmarschen, Nordfriesland und Rendsburg-Eckernförde, sowie die Technische Einsatzleitung des Kreises Ostholstein unter Führung des Leiters der Berufsfeuerwehr Neumünster Oberbrandrat Sven Kasulke alarmiert. Als Sammelpunkt für die Einsatzkräfte war der Rastplatz Harburger Berge an der A 7 am 14. Juni um 7 Uhr festgelegt worden.

Wehrführer Kai-Uwe Haß wurde kurz vor 2 Uhr alarmiert. Die voraussichtliche Einsatzdauer sollte sieben Tage betragen. Um 3:20 Uhr setzte sich das LF 16-TS mit den sieben Kameraden Kai-Uwe Haß, Timo Anders, Hannes Benn, Claus Henning, Sönke Koberg, Michael Möller und Manfred Ströh in Marsch und erreichte gegen 4 Uhr den Sammelpunkt der Kreisbereitschaft in Rendsburg. Um 5:30 Uhr erfolgte der Abmarsch von zwei Bereitschaften mit je zwei Zügen, insgesamt 90 Einsatzkräfte und 16 Fahrzeuge.

Gegen 17:30 wurde Arneburg (nördl. Stendal) erreicht. Da der Deich zwischenzeitlich stabilisiert werden konnte, gingen die Schleswig-Holsteinischen Kräfte, insgesamt 311 Personen mit 66 Fahrzeuge, im „Industriepark Altmark“ in Bereitstellung. Am darauffolgenden Tag wurden die Schleswig-Holsteinischer aus der Bereitstellung entlassen und verließen am Nachmittag Arneburg, um sich im Bereitstellungsraum Perleberg (Brandenburg) auf den Einsatz im Elbe-Havel-Winkel vorzubereiten. Untergebracht waren wir in der Rolandhalle, einer großen Sporthalle mit hervorragenden sanitären Einrichtungen.

Am Sonntag, den 16. Juni wurden wir um 9:20 Uhr in den Elbe-Havel-Winkel in Marsch gesetzt. Um unseren Einsatzraum zu erreichen, musste das Gebiet, dessen Überschwemmung seine Ursache im Deichbruch bei Fischbeck hatte, östlich über Rhinow und Rathenow umgangen werden, um dann von Süden her in den Einsatz zu gehen. Die Kräfte aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde hatten den Auftrag, die in Kamern eingesetzten Feuerwehrbereitschaften aus dem Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) abzulösen, eine Notstromversorgung aufrecht zu erhalten, die Deiche zu sichern und eintretendes Sickerwasser abzupumpen. Gegen 13 Uhr löste zunächst das Gettorfer LF 16-TS eine Gruppe aus dem Altmarkkreis Salzwedel ab. In diesem Moment erhöhte sich die anfallende Wassermenge so stark, dass wir an einem zweiten Schacht unmittelbar neben den Gettorfern in Stellung gingen und gemeinsam rund 3500 Liter pro Minute über den Deich in die Feldmark pumpten, nur um den Wasserstand zu halten.

Kamern hatte einen Deich um den Ortskern, da schon früher der Elbdeich bei Fischbeck öfter brach und dann Kamern „abgesoffen“ ist, zuletzt 1920. Zu DDR-Zeiten wurde der Deich zum Teil, vor allem im Osten, zugunsten landwirtschaftlicher Nutzung entfernt. Der verbliebene Deich am Kamernschen See im Bereich eines Campingplatzes war nicht gepflegt worden und in entsprechendem Zustand. Bereits am 6. Juni ist mit Befüllen und Verbauen von Sandsäcken begonnen worden, am 10. Juni brach der Deich in Fischbeck. Am 11. und 12. Juni wurde der Deichbau durch THW- und Bundeswehrkräfte unterstützt. Am 13. Juni erreichte das Hochwasser Kamern und überflutete den zwischen Deich und Kamernschen See liegenden Campingplatz. Am 14. Juni brach ein provisorischer Deich, der das Umfließen des Ortes auf der Nordseite verhindern sollte, sodass der Ort aufgegeben und Alte und Kinder evakuiert wurden. Noch am selben Tag wurde mit dem Bau eines 1,20 m hohen Notdeichs entlang der von Norden nach Süden verlaufenden Chausseestraße begonnen, um zumindest die zentrale Ortslage zu schützen. Unterstützung kam dabei vom THW und den Salzwedeler Feuerwehrkräften, sodass der Deich rechtzeitig fertig wurde.

Nachdem die Deiche durch die Einsatzkräfte aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde kontrolliert worden waren und im Bereich der „Schulküche“ eine sog. Quellkade zur Deichverteidigung hergestellt war, erwies sich die Lage als stabil, sodass am Abend des 16. Juni zu einem 6-stündigen Schichtbetrieb zwischen erster und zweiter Bereitschaft übergangen wurde. Als Unterkunft wurde die Sporthalle bezogen. Kräfte konnten nicht abgezogen und anderweitig eingesetzt werden, da aufgrund des Wasserdrucks und des Allgemeinzustandes des Deiches bei Problemen sofort mit vielen Einsatzkräften hätte reagiert werden müssen.

Am 17. war ein leichtes Sinken der Wasserstände durch die Maßnahmen zum Schließen der Lücke im Fischbecker Deich spürbar. Am 18. konnte der Deichbruch, der für das Umfließen des Ortes verantwortlich war, wieder geschlossen werden, sodass der Bereich Chausseestraße bis zum nächsten Morgen trocken fiel. Das Schließen des Deichbruchs brachte so weit Entlastung, dass dann die Zustände der ersten Gebäude gemeinsam mit den Bewohnern erkundet und erste Maßnahmen zur Schadensbeseitigung getroffen werden konnten.

Am Abend des 18. Juni gaben die Kamerner als Dankeschön ein Grillfest für uns und ein etwa zehnjähriger Junge hat diesen Brief für unsere Einsatzkräfte abgeben. Am 19. wurden wir durch zwei Feuerwehrbereitschaften des Kreises Pinneberg abgelöst. An unserer Einsatzstelle wurden durch die Besatzungen der LF 16-TS aus Büdelsdorf und Flintbek im Wechsel mit Gettorf und Holtsee ingesamt rund 15 Millionen Liter Wasser abgepumpt. Unsere Vorbaupumpe hat in diesen wenigen Tagen noch einmal genausoviele Betriebsstunden abgeleistet, wie in den 28 Jahren zuvor.

Um 18:20 Uhr marschierten wir Richtung Schleswig-Holstein ab. Zuvor bedankten wir uns vor allem bei den Kamernschen Frauen für die tolle Versorgung – es gab immer heißen Kaffee, geschmierte Brote und Brötchen, Kuchen und Obst – mit einer Schleswig-Holstein-Flagge, auf der alle Einsatzkräfte unterschrieben haben, sowie das Ergebnis einer Sammlung unter den Einsatzkräften als Zuschuss für ein schönes Helferfest. Gemeinsamer Auslaufpunkt war der Rastplatz Schackendorf an der A 21, wo die Fahrzeuge noch einmal betankt wurde. Um 2:10 Uhr wurde Holtsee erreicht.

Von dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Kameraden der Bereitschaft, an den Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Kamern und seine Leute und an Bürgermeister Klaus Beck für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung, an die Arbeitgeber für die Freistellung und an die vielen freiwilligen Helferinnen in der „Schulküche“, die immer etwas zu essen und zu trinken für uns hatten und den Sanitärbereich sauber gehalten haben.

Weitere Informationen und Bilder, insbesondere aus Kamern, gibt es auf www.kamern.com und www.volksstimme.de.

Kontakt

Gemeinde Holtsee
vertreten durch den Bürgermeister
über Amt Hüttener Berge
Mühlenstraße 8
24361 Groß Wittensee

Telefon: 04356 9949-0
Fax: 04356 9949-7000

Internet: www.holtsee.de
E-Mail: mail[at]holtsee.de

Bürgermeister

Jens-Peter Frank
Wolfskoppel 34, 24363 Holtsee
Tel. 04357 1052, Mobil 0175 3712051

Sprechstunde
Dienstags, 17:30–18:30 Uhr
Alte Schule, Dorfstr. 12